Jacobson war einer der herausragendsten Linguisten und Strukturalisten des 20. Jahrhunderts. Er lebte vor dem II. Weltkrieg in der Tschechoslowakei und gehörte dem Prager Linguistenkreis an.
Er stammte aus einer wohlhabenden jüdischen Familie und lernte in seiner Studienzeit das Werk Ferdinands de Saussures kennen, das ihn stark beeinflusste. Im Jahr 1920 zog er im Rahmen einer diplomatischen Mission der sowjetischen Delegation nach Prag um, widmete sich bald jedoch nurmehr der akademischen Laufbahn. Im Jahr 1926 war er Mitbegründer des Prager Linguistenkreises und widmete sich in den folgenden Jahren intensiv der Phonologie und der Versetheorie am Beispiel der tschechischen Kultur.
Jacobson war Anhänger der synchronen Perspektive der Sprachentwicklung (Studium der Beziehungen zwischen Elementen der Sprache und ihrer Funktion in horizontaler Ebene), im Unterschied zur damals allgemein anerkannten diachronen Perspektive (historische vertikale Ebene der Sprachentwicklung).
Nach Ausbruch des II. Weltkrieges floh er unter dramatischen Umständen über Skandinavien nach New York, wo er zusammen mit Levi-Strauss die freie französische Universität gründete. Hier fand er auch Kontakte mit Größen der Linguistik wie Franz Boas und Benjamin Lee Whorf. Zu Jacobsons Freunden aus seiner tschechoslowakischen Zeit gehörte auch Jan Patočka, dem er einen innigen Nekrolog widmete.