Josef Jungmann
Jungmann gehörte zu den führenden Vertretern der sog. zweiten Generation der nationalen Wiedergeburt und hatte großen Einfluss auf die Bewusstwerdung des tschechischen Volkes.
Er studierte Jura an der Fakultät für Philosophie in Prag, beendete sein Studium jedoch nicht. Danach war er als Privatlehrer tätig. Seit dem Jahr 1800 wirkte er am Gymnasium in Litoměřice, wo er Tschechisch unterrichtete und damit der erste Tschechischlehrer in Böhmen und Mähren war.
Kern seiner Arbeit in der nationalen Wiedergeburt war der Aufbau der Jungmannschen Schule für Dichtung und Wissenschaft, in der bedeutende Persönlichkeiten wie František Palacký, Jan Evangelista Purkyně und andere versammelt waren. Mit Hilfe dieser
Schule versuchte er, sein Lebenswerk zu realisieren, ein fünfteiliges tschechisch-deutsches Wörterbuch, das heute als eine der Grundlagen des Schrifttschechisch gilt.
Nach Entdeckung der Handschriften (Königshofer und Grünberger Handschriften) geriet er in Streit mit seinem Vorbild Josef Dobrovský, da er die Echtheit dieser Handschriften verteidigte, obgleich er wahrscheinlich wusste, dass es sich um Falsifikate handelte. Seine Motivation jedoch waren die Interessen des tschechischen Volkes. Jungmann war gleichfalls ein ausgezeichneter Übersetzer. Er übersetzte unter anderem Miltons Verlorenes Paradies und mehrere Werke Goethes. Am Ende seines Lebens wurde er sogar Rektor der Prager Universität.