Die Plünderung Prags durch die Schweden im Jahr 1648
Am Ende des Dreißigjährigen Krieges zogen schwedische Truppen durch die Böhmischen Länder. Aufgrund der gerade stattfindenden Verhandlungen über den Westfälischen Frieden befürchteten die schwedischen Generäle, dass eine rasche Unterzeichnung des Friedensvertrages sie um die Kriegsbeute in Gestalt der Königsstadt Prag bringen könnte. Als erster zog General Königsmarck nach Prag und nutzte dabei die Tatsache, dass der kaiserliche Offizier Ernst von Ottowald zu ihm übergelaufen war und ihm so mit List und praktisch ohne Kampf die Besetzung der Kleinseite und der Prager Burg ermöglichte. Die schwedische Soldateska begann sofort mit der Plünderung, der Wert ihrer Beute betrug 12 Millionen Goldmünzen. Die kostbaren Sammlungen Kaiser Rudolfs II. jedoch ließ Königsmarck streng bewachen und erklärte sie zum Staatseigentum.
Anfang August stieß die zweite schwedische Armee unter der Führung von General Wittenberg nach Prag vor und nahm die Altstadt unter schweren Beschuss. Ein direkter Angriff fand jedoch nicht statt, so dass der Anführer der Stadtverteidigung, Graf Colloredo, Zeit hatte, die Verteidigungslinien aufzubauen, die
auch Freiwillige Bürger sowie eine Legion von Studenten der Karlsuniversität einschloss.
Ende September näherte sich noch eine dritte schwedische Armee unter der Führung des Thronfolgers Prinz Karl Gustav der Stadt. Die vereinten Kräfte dreier schwedischer Armeen eröffneten im Oktober eine Reihe schwerer Angriffe auf die Stadt, die sie jedoch aufgrund des mutigen Einsatzes der Heimwehr nicht erobern konnten. Am 1. November erhielt Karl Gustav die Nachricht vom Abschluss des Westfälischen Friedens und befahl den Rückzug der schwedischen Armeen. Damit endete die Belagerung Prags.
In den Kämpfen waren 219 Freiwillige gefallen, die Stadt jedoch hatte ihre Loyalität gegenüber Habsburg bewiesen. Gleichzeitig markierten diese Ereignisse eine wichtige Veränderung gegenüber 1618, da sie zeigten, dass der Katholizismus an Boden gewonnen hatte. Durch die schwedischen Plünderungen gingen viele Originalwerke verloren, beispielsweise auch der kostbare Kodex Gigas, der im Jahr 2008 von der schwedischen Regierung leihweise für Ausstellungszwecke zur Verfügung gestellt wurde - mit der Bedingung, dass Tschechien das Werk "zurückgibt".