Die nationale Wiedergeburt
Die nationale Wiedergeburt ist ein Prozess, der ungefähr vom letzten Viertel des 18. Jahrhunderts bis zur Mitte des 19. Jahrhunderts in der österreichischen Monarchie stattfand und dessen Hauptmotiv es war, dem tschechischen Volk eine eigene Identität zu geben und die tschechische Sprache wiederzubeleben.
Im Verlauf und nach Ende des Dreißigjährigen Krieges war das Tschechische infolge des Zuzugs deutscher Adliger in den Hintergrund gedrängt worden. Sowohl in der Staatsverwaltung als auch in der Kultur wurde das Tschechische unterdrückt. In der ersten Hälfte des 17. Jahrhunderts war die Germanisierung der tschechischen Gesellschaft insbesondere in den höheren Schichten schon so weit fortgeschritten, dass die Reaktion nicht lange auf sich warten ließ. Diese wurde noch beschleunigt durch die Reformen Kaiser Josephs II., die unter anderem das Deutsche als Amtssprache einführten.
In der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts kam es in Europa zur Bildung der Nationen, bei der ethnische Gruppierungen zu Nationen wurden. Die tschechische Intelligenz bemühte sich, auf diesen Prozess zu reagieren und suchte Inspiration in der Geschichte, die das Interesse des Volkes an der eigenen Identität wecken könnte, bzw. auch in verwandten slawischen Völkern, wobei hier auch der Gedanke der slawischen Gemeinsamkeit im Vordergrund stand. Mit der Slawistik entstand sogar ein neues wissenschaftliches Fach, das sich mit diesem Phänomen
beschäftigte.
Die nationale Wiedergeburt fand in drei Phasen statt. Die erste Phase war insbesondere mit Dobrovský verbunden und zeichnete sich durch die Verteidigung der tschechischen Sprache, die Erneuerung des tschechischen Theaters und durch das Autorenschaffen aus. Gleichzeitig setzten sich die Führungspersonen der nationalen Wiedergeburt mit den josephinischen Reformen auseinander. Die erste Phase endete Anfang des 19. Jahrhunderts.
Die zweite Phase stand im Zeichen eines ausgeprägten Patriotismus und des wachsenden Interesses an der reichen tschechischen Geschichte. Ihre wichtigsten Persönlichkeiten waren Jungmann und Palacký. Diese Phase dauerte bis in die 20. Jahre des 19. Jahrhunderts.
In der dritten und abschließenden Phase wurde die nationale Wiedergeburt zu einer die gesamte Nation erfassenden erfolgreichen Bewegung, die im bedeutenden Maße zur Veränderung der tschechischen Gesellschaft beitrug. In dieser Zeit fanden auch die Bemühungen František Palackýs zur Bildung seines politischen Programms des Austroslawismus ihren Höhepunkt, weshalb die Erwecker dieser Generation auch als sog. Palacký-Generation bezeichnet werden. Einen wichtigen Anteil am Erfolg der nationalen Wiedergeburt hatte zweifellos auch die tschechische Literatur.
Dieser Gedankenstrom war eine sehr wichtige Episode in der tschechischen Geschichte und hatte großen Einfluss auf die Identität der tschechischen Nation.