Die Charta 77 war eine Bürgerinitiative in der ehemaligen Tschechoslowakei, die gegen die Verletzung der Menschenrechte auftrat. Die Unterzeichner der Charta wurden von staatlichen Stellen verfolgt.
Impuls für die Entstehung der Initiative war die Verhaftung der Mitglieder der Undergroundband The Plastic People of the Universe. Der Text entstand bereits im Dezember, und die ersten Unterzeichner und Autoren des Textes waren der Philosoph Jan Patočka, der Dramaturge und spätere Präsident Václav Havel, oder auch beispielsweise Pavel Kohout. Die Reaktion des Geheimdienstes StB war sehr scharf, und bereits drei Tage nach Veröffentlichung der Charta am 1.1. 1977 wurde Václav Havel verhaftet. Den harten Verhörmethoden erlag anschließend indirekt auch der weltberühmte Philosoph und Charta-Unterzeichner Jan Patočka. Mit der Charta in Verbindung stehende Menschen wurde unter konstruierten Vorwänden hart verfolgt oder zur Zusammenarbeit mit dem StB gezwungen; im selben Jahr wurde als Antwort auch die sog. Anticharta veröffentlicht, die viele Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens gezwungenermaßen unterschrieben.
Die Tätigkeit
der Charta 77 wurde schließlich nach dem Fall des kommunistischen Regimes im Jahr 1992 offiziell eingestellt. Sie ist sicherlich von großer Bedeutung, in gewissem Maße bildete sich um die Charta der tschechische Widerstand, wenn sie auch in breiten Schichten nicht sonderlich erfolgreich war (was teilweise auch als Erfolg des Regime gewertet werden kann, das es schaffte, die Informationen über die Charta 77 zu zensieren, so dass sich die meisten Menschen lediglich durch die offiziellen Medien informieren konnten).
Obgleich die Anzahl der Charta-Unterzeichner im Verhältnis zur Gesamtbevölkerung eher gering war, gilt die Charta 77 heute als eine der wichtigsten Maßnahmen des Widerstands gegen das totalitäre Regime in der Zeit der Normalisierung nach 1968. Die Hoffnung auf sofortige Veränderungen im Land des ehemaligen Ostblocks erfüllten sich jedoch nicht. Die drei Jahre später gegründete polnische Gewerkschaftsbewegung Solidarność war da erfolgreicher und wuchs sich bald zu einer Massenbewegung aus, die das kommunistische Regime zum Kampf um die politische Macht herausforderte und später zu seinem Sturz beitrug.