Konstituierung des Christentums
Im Laufe des 9. Jahrhunderts drang das Christentum nach Böhmen vor, wobei diese Entwicklung in der zweiten Hälfte des 9. Jahrhunderts ihren Höhepunkt fand, als die aus dem Westen kommende lateinische irisch-schottische Mission auf die östliche Mission der Brüder Konstantin und Methodius traf. Die byzantinische Mission war griechischsprachig und gegenüber der westlichen Mission wesentlich weiter entwickelt. Ihr Missionszentrum lag im mächtigen Großmährischen Reich, während die lateinische Mission ihre Position in Böhmen auf dem Gebiet des mächtigen Fürstengeschlechts der Přemysliden fand, das in der Person von Fürst Bořivoj und seiner Gattin Ludmilla mit dem gesamten Fürstenhof Ende der 70.,
Anfang der 80. Jahre zum Christentum übertrat und sich taufen ließ. Obgleich das Vordringen des Christentums auch danach sehr schwierig war, so stellte die Taufe des herrschenden Fürsten doch einen wesentlichen Einschnitt dar. Im Verlauf des 10. Jahrhunderts erstarkt der Einfluss des Christentums zunehmend, sei es aufgrund der pragmatischen Politik der Fürsten, die die Vorteile einer Zugehörigkeit zur Christengemeinde spürten, oder auch aufgrund des Vorbilds der Märtyrer, beispielsweise des später heilig gesprochenen Fürsten Wenzel. Im 11. Jahrhundert war die Macht der Christentums in den Städten bereits nicht mehr zu übersehen, und die Reste des Heidentums wurden aufs Land abgedrängt.