Die Brüderunität (Jednota bratrská)
Die Brüderunität entstand in der bewegten Zeit der Hussitenkriege als Ergebnis der durch die Niederlage der radikalen Hussiten bei der Schlacht von Lipan ermöglichten Suche nach einem friedlichen Weg zwischen der kalixtinischen und der katholischen Seite. Die Brüderunität wurde im Jahr 1457 gegründet und war die Frucht der Enttäuschung der hussitischen Revolution. Die Brüderunität betonte das Ideal von Glaube, Liebe und Hoffnung und sah das praktische christliche Leben immer als wichtiger an, als Lehre oder Kirchentradition. Die Kirche verbreitete sich in Böhmen und Mähren sowie auch in Polen und übte einen starken Einfluss auf die Reformationstheologie und auf die tschechische Kultur aus. Eine ihrer wichtigsten Leistungen war die Übersetzung der Bibel aus den Originalsprachen, die sog. Kralitzer Bibel, die von entscheidender Bedeutung für die Reinheit und Erhaltung der tschechischen Sprache in den folgenden vier Jahrhunderten war. Zu den führenden Vertretern
dieser Kirche gehören Lukáš Pražský, Jan Augusta, Jan Blahoslav und der Lehrer der Nationen, J. A. Comenius.
Die Verfolgung der Protestanten durch die Katholiken nach der Schlacht auf dem Weißen Berg (1620) führte dazu, dass zehntausende Menschen ihre Heimat verließen. Andere blieben und versuchten, ihren Glauben im Geheimen zu pflegen und zumindest an ihre Kinder weiterzugeben. Sie lasen heimlich die Bibel und wurden durch Besuche von Predigern aus dem Ausland ermuntert. Auf diese Weise überlebten die Evangelikalen als verborgener Samen ganze Jahrhunderte in den Böhmischen Ländern. Später verlegten sie ihre Tätigkeit nach Deutschland. Die Brüderunität sendete Missionare in die ganze Welt (Karibik, Sachsen, Grönland, Amerika). Auch heute noch gibt es diese Kirche, die vor allem im Ausland als Mährische Brüderkirche bekannt ist. In Böhmen bekennen sich die folgenden Kirchen zu ihrem Erbe: Brüderkirche, Baptisten und Evangelische Kirche der böhmischen Brüder.