Die Romanik
Die romanische Architektur ist der erste in einer Reihe von Baustilen, die mit dem Aufstieg des mittelalterlichen christlichen Europa verbunden sind. Ihre nüchternen Formen stellen ein entferntes Echo der Bauten des antiken Rom dar, das dem Stil auch seinen Namen verlieh. Die Architektur der Romanik kann so auch als lebendiges Glied zwischen Antike und Mittelalter gesehen werden, die das Echo der antiken Formen auch in Länder wie Böhmen brachte, die selbst keine direkten Erfahrungen mit der Welt der Antike machten.
Hinsichtlich der Geschichte der europäischen Architektur dauerte die Romanik relativ lang, von der Zeit Karls des Großen vor dem Jahr 800 bis zum 13. Jahrhundert. Im Umfeld Böhmens finden sich die ersten Reaktionen auf die romanische Architektur im 9. Jahrhundert (Großmährisches Reich) sowie am Ende des 10. Jahrhunderts (Přemyslidenstaat). Die romanischen Bauten Prags fallen insbesondere ins 11. und 12. Jahrhundert, wobei mehrere Gebäude bis heute erhalten sind. Das charakteristischste romanische Bauwerk ist die Rotunde – eine zentrale Kirche, deren kreisförmiger Grundriss möglicherweise
auf das römische Pantheon zurückgeht. Ein gutes Beispiel hierfür ist die Altstädter Heilig-Kreuz-Rotunde, die St.-Longinus-Rotunde in der Neustadt oder auch die Martinsrotunde auf der Burg Vyšehrad.
Als monumentale Rotunde war ursprünglich auch der wichtigste Sakralbau Prags und Vorgänger des heutigen Veitsdomes auf der Prager Burg konzipiert, dieser wurde jedoch bereits Ende des 11. Jahrhunderts durch eine große Basilika ersetzt. Die Gestalt dieser königlichen Basilika ist anhand der benachbarten St.-Georgs-Kirche gut vorstellbar, die trotz späterer Anbauten ihre ursprüngliche beeindruckende Atmosphäre bewahren konnte.
Die Bedeutung Prags in der Romanik wird auch durch die zahlreichen erhaltenen Steinhäuser und Palais unterstrichen, die bis heute in den Kellergewölben und späteren Fassaden der Häuser der Altstadt verborgen sind (siehe z.B. Kunstädter Herrenhaus Nr. 222-I in der Řetězová-Straße). Gerade in dieser Zeit bildet sich auch der unregelmäßige Grundriss der Altstadt, der somit Kronzeuge des spezifischen Charakters und des überraschenden Reichtums des romanischen Prags ist.