In der Kapelle des Erzbischofpalastes auf dem Hradschin befindet sich ein Bild des gekreuzigten Christus. Eines Tages hatte der Erzbischof einen Maler beauftragt, ein Bildnis des Gekreuzigten anzufertigen. Der Maler machte sich eifrig ans Werk, war jedoch auch nach langem Bemühen nicht mit dem Gesichtsausdruck des Gekreuzigten zufrieden. So ergriff er einen der Bettler auf der Steinbrücke und bot ihn ein Almosen, wenn dieser ihm als Modell dienen würde. In seiner Malerwerkstatt band er
den Bettler am Kreuz fest. Den Gesichtsausdruck des Leidenden konnte und konnte er jedoch immer noch nicht treffen. Da erfasste ihn verzweifelter Zorn, so dass er seinen Dolch gegen den Bettler schleuderte. Dieser starb getroffen augenblicklich; während der Maler ergriffen vom Anblick des Sterbenden das Angesicht des Gekreuzigten malte. Nachdem ihn jedoch die künstlerische Entrückung verließ, verlor er ob des Mordes seinen Verstand und floh in seinem Wahn an einen unbekannten Ort.
