Das Prager Jesulein
Seit 1628 befindet sich in der Kirche Maria vom Siege auf der Kleinseite die berühmte Statue des Prager Jesuleins (Pražské Jezulátko), das in katholischen Ländern als Bambino di Praga bekannt ist. In der Mitte des 16. Jahrhunderts brachte die Braut Vratislavs von Pernstein, Maria Maximiliana Manriquez de Lara, die Statue nach Böhmen. Später gab sie die Statue ihrer Tochter Polyxena als Geschenk zur Hochzeit mit Wilhelm von Rosenberg und zum Schutz des heimischen Herdes. Polyxena gebar dann erst nach dem Tod Wilhelms in ihrer zweiten Ehe mit Zdeněk Popel (dtsch. Asche) von Lobkowitz einen Sohn, Wenzel Eusebius. Da die Statue der Tradition nach auf eine Tochter übergehen sollte, schenkte Polyxena sie dem Karmelitinnenorden. Später wurde mit der Statue die Legende von wundersamer Hilfe bei Pest, Plünderungen usw. in Verbindung gebracht, da das Kloster mehrfach von diesen Ereignissen verschont blieb. Zur Zeit des Dreißigjährigen Krieges war die Statue verschwunden und wurde erst 1638 hinter dem Altar entdeckt, wobei die Hände abgebrochen waren und die Statue restauriert werden musste. Im Jahr 1651 wurde sie in einer Prozession durch Prag getragen und erhielt den Beinamen Gnadenreiches Prager Jesulein. Nach Auflösung des Klosters wurde die Statue vom Orden Congregatio Jesu verwahrt. Die Menschen wandten sich der Statue des Jesuskindes
stets mit Bitte um Hilfe zu, seine größte Verehrung erfährt es in Spanien, Italien, Südamerika und auf den Philippinen. Die Statue des Jesuskindes half den Missionaren vor 400 Jahren sogar, die Philippinen zu vereinigen. Eine Kopie des Jesuleins wurde damals als Spende auf die Inselgruppe gebracht, wo permanent gekämpft wurde; das gemeinsame Idol bedeutete damals Vereinigung.
Die berühmte Wachsfigur ist eine spanische Arbeit aus dem 16. Jahrhundert. Sie ist 45 cm hoch und innen mit Stoff überzogen und mit Wachs bedeckt. Die ursprünglich dunklen Haare wurden später in einen Blondton umgefärbt. Die rechte Hand erhebt sich zum Segen, in der linken hält sie einen vergoldeten Erdglobus mit Kreuz, auch auf der Brust trägt sie ein großes Kreuz. Die Statue steht auf dem Hauptaltar.
Das Jesulein hat zwei Kronen und ungefähr 46 Kleider. Das Umkleiden des Jesuleins ist ein uralter Brauch. Auch die Funktion der Garderobieren ist sehr alt und wird seit 1747 von der Congregatio Jesu ausgeübt. Die Kleider werden 10 x pro Jahr dem Kirchenjahr entsprechend gewechselt. Zu Ostern trägt das Jesulein weiße Kleider, am Weißen Sonntag rote, im Advent violette usw. Am bedeutendsten ist das Kleidchen, das von der Kaiserin Maria Theresia selbst genäht wurde. Die Kleidchen und weitere religiöse Gegenstände sind heute Bestandteil eines kleinen Museums.