Ottokar II. Přemysl
Dritter böhmischer König und einer der besten Ritter seiner Zeit. Unter seiner Regierung erreichte der Herrschaftsbereich der Přemysliden eine große Ausdehnung (wenn auch nicht die größte ihrer Geschichte).
Er war der zweite Sohn König Wenzels I. und litt schon in Kindheit darunter, im Schatten seines älteren Bruders Vladislav, des künftigen Königs, aufwachsen zu müssen.
Přemysl war ein ansehnlicher Mann von unzerbrechlicher Energie. Manchmal trat auch sein wilder Wesenszug zum Vorschein. Der Legende nach warf ihm seine um viele Jahre ältere Frau Margarete einmal vor, dass es nicht an ihr läge, wenn sie noch keine Kinder habe; darauf reagierte Přemysl mit der Aufforderung, dass sie eine ihrer Bediensteten bestimmen sollte, und über Jahr und Tag würde er einen Sohn mit ihr zeugen, um zu beweisen, dass die Schande der Unfruchtbarkeit nicht auf ihm läge.
Im Jahr 1247 verstarb sein Bruder jedoch plötzlich, und Přemysl wurde sein Thronfolger. Nach Přemysls Ansicht widmete sich der Vater Wenzel zu sehr den Trinkgelagen und Jagden und kümmerte sich nicht genug um sein Land. Přemysl wurde von einem Teil des unzufriedenen Adels unterstützt, von diesem in einen Streit mit dem königlichen Vater hineinmanövriert und schließlich zum König ausgerufen. Nach anfänglichen Erfolgen sah sich Přemysl schließlich gezwungen, auf Bitten seiner Tante Agnes vor dem Vater zu kapitulieren. Der Vater bestrafte seine Anhänger hart, ließ den Sohn aber nur kurz inhaftieren und ließ ihn dann wieder frei.
Im Jahr 1251 gewann Přemysl durch die Ehe mit der um dreißig Jahre älteren Margarete aus dem Geschlecht Babenberg Österreich. Dieser Schritt hatte einen langjährigen Streit mit dem ungarischen König Béla IV. zur Folge, welcher gleichfalls am Erbe Babenbergs und insbesondere an der Steiermark interessiert war.
Im Jahr 1253 wurde Přemysl nach dem Tode seines Vaters König und machte sich sofort an die Expansion nach Norden ins Baltikum. In Zusammenarbeit
mit dem Deutschen Ritterorden versuchte er, seine Macht nach Preußen und Litauen auszudehnen. Wegen der geringen Unterstützung der päpstlichen Kurie war er bis 1255 nur mäßig erfolgreich.
Im Jahr 1260 kam es zur Schlacht bei Kressenbrunn, mit der die Österreichfrage geklärt wurde. Das Heer Ungarns erlebte eine vernichtende Niederlage, und gerade hier verdiente sich Přemysl seinen Namen "der Eiserne". Ein weiteres Ergebnis war die Ehe Přemysls mit Bélas Enkelin Kunigunde, die in der Geschichte Böhmens noch eine wichtige Rolle spielen sollte.
Im folgenden Jahrzehnt gelang es Přemysl, das Egerland, Kärnten und Krain und später auch das Friaul hinzuzugewinnen, und er befand sich auf der Höhe seiner Macht. Dieser immense Gebietszugewinn rief einen Krieg mit dem neuen ungarischen König Stefan V. hervor, der jedoch letztlich nicht in der Lage war, der Stärke des přemyslidischen Heeres standzuhalten. In der Zwischenzeit kam es jedoch zu einer entscheidenden Entwicklung im Reiche, als Přemysl sich um die Reichskrone bewarb, jedoch zu Gunsten des unbedeutenden Grafen von Habichtsburg abgelehnt wurde. Přemysl erkannte die Wahl nicht an, und die Feindschaft der beiden Rivalen führte im Jahr 1276 zu einem mächtigen Aufstand der Witigonen und der Riesenburger und schließlich auch zur tragischen Schlacht auf dem Marchfeld im Jahr 1278, in der Přemysl fiel und Böhmen damit in eine Krise der Regierungslosigkeit stürzte und als Thronfolger den minderjährigen Wenzel II. hinterließ.
Přemysls Erbe war eine bis dahin ungekannte Entwicklung der neu gegründeten Städte und des bürgerlichen Standes an sich. Seine gesamte Regentschaft ist gekennzeichnet von seiner bevorzugten Position zu Lasten des Adels, den er mit oft zu harter Hand beherrschte. Dies war dann auch eine der Ursachen für seinen Fall. Trotzdem gehört er zu den mächtigsten europäischen Herrscher seiner Zeit und ist von unbestreitbarer geschichtlicher Bedeutung.