Edvard Beneš
Beneš war der zweite Präsident des selbständigen tschechoslowakischen Staates. Er ist insbesondere bekannt im Zusammenhang mit dem Münchener Abkommen. Er war ein kluger Mensch und lebte in einer schweren Zeit. Er stammte aus einfachen Verhältnissen, zeigte jedoch bereits in der Kindheit großes Talent. Er studierte Philosophie an der Karlsuniversität und später Jura an der Sorbonne. Im Ersten Weltkrieg war er einer der Führungspersonen der tschechoslowakischen Unabhängigkeitsbewegung und ein enger Mitarbeiter Masaryks. Nach Gründung des tschechoslowakischen Staates wurde er Außenminister und war in den 20. und 30. Jahren die Hauptfigur der tschechischen Diplomatie (in den Jahren 1927-1928 war er sogar Präsident der Vereinten Nationen). Im Jahr 1935 trat er Masaryks Nachfolge als Staatspräsident an und musste in diesem Amt der wachsenden Macht Nazi-Deutschlands und der damit einhergehenden Krise entgegentreten. Im Jahr 1938 wurde er trotz aller Bemühen durch das Münchener Abkommen (den Verrat der Westmächte an der Tschechoslowakei) in eine ausweglose Situation manövriert; an dieser Stelle fällte er eine grundlegende Entscheidung
und unterwarf sich dem Abkommen. Aus Furcht um sein Leben floh er nach England und gründete dort eine Exilregierung, während in der Tschechoslowakei das deutsche Protektorat errichtet wurde. Nach Ausbruch des Zweiten Weltkrieges kooperierte Beneš aktiv mit dem tschechischen Widerstand und war unter anderem maßgeblich an der Operation Anthropoid beteiligt (Attentat auf den Reichsprotektor Heydrich im Jahr 1942). Nach dem Krieg kehrte Beneš in das Präsidentenamt zurück, jedoch wuchs die Macht der kommunistischen Partei und der ermattete Beneš stellte für diese kein Hindernis mehr dar. Im Jahr 1948 resignierte er und wurde von Klement Gottwald abgelöst, dessen Proklamationen den Februarputsch nur noch bestätigten. Beneš verbrachte sein Lebensende in seiner Villa. Sein Name wird oft mit den sog. Beneš-Dekreten in Verbindung gebracht, d.h. mit der oftmals gewaltsamen Abschiebung der Deutschen aus der Tschechoslowakei, insbesondere aus dem Sudetenland. Dazu ist jedoch anzumerken, dass Beneš selbst mit dem Wortlaut dieser Dekrete nicht mehr viel gemeinsam hatte und sein Name in dieser Hinsicht eher missbraucht wurde.