10. století
Der Heilige Wenzel
Böhmischer Fürst und Heiliger
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Dieser führende böhmische Heilige und Patron des Volkes wurde um 907 am Hof des böhmischen Fürsten Spytihněv geboren, sein Vater war Vratislav, der jüngere Bruder des Fürsten. Seine Mutter war Fürstin Drahomíra vom Stamm der Heveller im Elbebecken, eine starke, markante Persönlichkeit und Anhängerin der alten Ordnung.
In frühem Alter genoss Wenzel eine für die damalige Zeit ungewöhnlich intensive Bildung durch slawische Fürsten und vor allem durch seine Großmutter, die Fürstinnenwitwe Ludmilla.
Als sein Vater im Jahr 921 starb, war Wenzel 13 Jahre alt und seine Mutter Drahomíra übernahm als sein Vormund die Regierungsgeschäfte. In diese Zeit fällt auch die Ermordung von Wenzels Großmutter Ludmilla auf Anweisung seiner Mutter. Drahomíra stellte sich aktiv gegen die Verbreitung des Christentums in Böhmen, was offensichtlich zum Bruch zwischen dem im christlichen Glauben erzogenen Wenzel und seiner Mutter führte. Um 925 übernahm Wenzel die Herrschaft und sah sich sogleich gezwungen, sich mit der
veränderten Lage im Ostfrankenreich auseinanderzusetzen, in dem die Dynastien wechselten und Sachsen, der traditionelle Feind Böhmens, seine Macht hatte ausbauen können. Im Jahr 929 kam es zu einem Feldzug, den Wenzel nicht abwehren konnte und sich schließlich zur Zahlung eines legendären Tributs verpflichtete, der laut Kosmas 500 Pfund Silber und 120 Ochsen betrug. Die verbleibenden Jahre von Wenzels Regentschaft standen wohl im Zeichen des wachsenden Streits mit dem Adel, der Hilfe und ein willkommenes Instrument in Wenzels Bruder Boleslav fand. Der Adel verübelte Wenzel seine pro-sächsische Orientierung, die aktive Verbreitung des Christentums und die mangelnde Härte gegen Opponenten. Der Streit mündete schließlich in der Ermordung Wenzels im Jahr 935 (nicht wie in älteren Quellen angeführt 929) durch seinen Bruder Boleslav.
Bereits im 10. Jahrhundert war Wenzels Andenken als Märtyrer schon weit verbreitet und machte ihn später zum Symbol der tschechischen Staatlichkeit und Nationalität.
