Führender Prager Erzbischof, der sich gegen das kommunistische Regime stelle und sich gleichfalls für die Ökumene einsetzte (d.h. für die Annäherung insbesondere der christlichen Kirchen, das griechische Wort "Oikumene" bedeutet in etwa "die Gesamtheit der bewohnten Welt").
Tomášek legte 1918 das Abitur am Slawischen Gymnasium in Olomouc ab, trat dann ins Priesterseminar ein und wurde 1922 geweiht. Nach und nach stieg er in der Kirchenhierarchie auf - vor dem Krieg war er Assistent, danach Dozent und schließlich ab 1947 Professor. In geheimer Wahl wurde er später zum Bischof gewählt und im Jahr 1951 verhaftet und zur Zwangsarbeit in das Internierungslager für Priester in Želiv gebracht. Erst 1954 wurde er wieder aus der Haft entlassen.
In den 60. Jahren nahm er am 2. Vatikanischen Konzil teil und wurde dort durch seine Beiträge zur internationalen Ökumene bekannt. Er engagierte sich stark gegen das kommunistische Regime
und forderte dessen Distanzierung von den Repressionen gegenüber der Kirche in den 50. Jahren. Eine Unterzeichnung der Charta 77 lehnte er jedoch ab, da die Liste der Unterzeichner nach seiner Ansicht viele Personen enthielt, die dem Regime früher nahe gestanden hatten. Diesen kontroversen Standpunkt änderte er in den 80. Jahren und unterstützte die Charta 77 fortan.
In diesem Jahr wurde er auch zum Erzbischof ernannt und geriet anschließend Mitte der 80. Jahre in Konflikt mit dem Staat, als er anlässlich der Feier zur Slawenmission ein "Jahrzehnt der geistigen Erneuerung" ausrief, was gleichzeitig eine Proklamation zur Erneuerung von Religionsrechten und demokratischen Freiheiten bedeutete. Er unterstützte auch offiziell die Samtene Revolution im Jahr 1989. Ein Jahr später begleitete er Papst Johannes-Paul II. bei dessen erstem Besuch der Tschechoslowakei. Später trat er dann vom Amt des Erzbischofs zurück.