Tschechische Schriftstellerin und Journalistin, die mit den führenden Prager Künstlern befreundet war. Bekannte von Karel Čapek und Franz Kafka.
Milena war die Tochter des bedeutenden Prager Universitätsprofessors und Stomatologen Jan Jesenskýs. Ihre Mutter starb, als sie 16 war und so wuchs sie relativ frei auf (die erste Droge, die sie probierte, war Morphium aus dem Labor des Vaters). Sie veranstaltete Spaziergänge durch Prag und lernte auf einem dieser Spaziergänge im "Cafe Arco" Max Brod und Franz Werfel kennen. Sie hielt sich oft im deutsch-jüdischen Viertel auf und verkehrte hier in Künstlerkreisen. Auf Wunsch ihres Vaters begann sie ein Medizinstudium, das sie jedoch bald wieder aufgab. Darüber hinaus heiratete sie den deutschen Juden Ernst Pollak, was den Vater sehr erzürnte. Dieser ging sogar so weit, seine Tochter in ein Irrenhaus einsperren zu lassen. Milena konnte nur mit Mühe ihre Entlassung durchsetzen und sprach von da an nicht mehr mit ihrer Familie.
Ihre Ehe ging jedoch bald in die Brüche (1923) und sie begann, ihren Lebensunterhalt als Journalistin und Übersetzerin zu verdienen. Im Jahr 1919 lernte sie Franz Kafka kennen, der damals noch relativ
unbekannt war und dessen Werke sie übersetzte. Ihre Freundschaft dauerte bis zu Kafkas Tod.
Jesenská war kokainabhängig und unternahm 1923 einen Selbstmordversuch, der jedoch misslang. Schließlich fand sie Halt in der Beziehung mit dem Architekten Krejcar, den sie dann heiratete. Diese Zeit war wohl die glücklichste ihres Lebens. Sie schrieb für die führenden tschechischen Tageszeitungen. Eine Weile sympathisierte sie mit dem Kommunismus, trat aber schließlich wegen Kritik am Stalinismus wieder aus der Partei aus.
Zuletzt trennte sie sich auch von Jaromír Krejcar und beteiligte sich nach Gründung des Reichsprotektorats im Jahr 1939 aktiv am antinazistischen Widerstand. Bis zum Kriegsausbruch führte sie Juden über die Grenze nach Polen. Im Herbst 1939 wurde sie verhaftet und ins Konzentrationslager Ravensbrück deportiert, wo sie 1944 starb.
Sie gehörte zu den führenden tschechischen Schriftstellerinnen, erst nach dem Krieg erlangte sie jedoch die ihr gebührende Anerkennung. Im Jahr 1995 wurde ihr im Jerusalemer Institut Jad Vashem auf Grundlage von Zeugenaussagen ihrer Mitgefangenen aus dem Konzentrationslager der Titel "Gerechte unter den Völkern" verliehen.