Milada Horáková
Politikerin, die einem der von den Kommunisten in den 50. Jahren inszenierten Monsterprozesse zum Opfer fiel und die als einzige Frau im Rahmen dieser Prozesse hingerichtet wurde. Aufgrund ihres ungewöhnlichen Mutes, ihrer intellektuellen Standhaftigkeit und ihres kultivierten Auftretens wurde sie zum Symbol des Widerstands gegen den Totalitarismus.
Sie stammte aus einer Familie, die den Idealen Masaryks ergeben war und wurde im Geiste antiösterreichischer Einstellungen erzogen. Wegen ihrer antiösterreichischen Ansichten wurde sie auch vom Gymnasium verwiesen. Nach Gründung der neuen Republik begann sie ein Jurastudium an der Karlsuniversität. Nach Abschluss ihres Studiums trat sie dem Nationalen Frauenrat bei.
Im Jahr 1929 wurde sie Mitglied der Tschechischen nationalen sozialen Partei ČSNS und unternahm mehrere Reisen, um ihren Horizont zu erweitern und beispielsweise auch das von den Bolschewiken beherrschte Russland kennen zu lernen. Nach Gründung des Protektorats ging sie in den Widerstand. Im Jahr 1940 wurde sie zusammen mit ihrem Ehemann von der Gestapo verhaftet und gefoltert. Sie verriet jedoch nichts und wurde in Theresienstadt interniert, während ihr Mann ins Konzentrationslager verbracht wurde. Schließlich saß sie bis zum Jahr 1945 eine achtjährige Haftstrafe ab, in die das ursprünglich vorgesehene Todesurteil umgewandelt worden war.
Nach dem Krieg sah sie ihren Ehemann wieder, der den "Todesmarsch" überlebt hatte und wurde Abgeordnete für die Partei ČSNS. Sie engagierte sich in einer ganzen Reihe von sozialen, wirtschaftlichen und auslandspolitischen Fragen. Sie kritisierte die Arbeit der Gerichte in der Nachkriegszeit und wurde bald darauf vom Geheimdienst StB observiert.
Nach dem 25.2. 1948 wurde sie sämtlicher öffentlicher Ämter enthoben. Milada Horáková beteiligte sich danach am antikommunistischen Widerstand, wobei sie jedoch die Grenzen der Gesetze nicht überschritt. Sie unterstützte
Menschen bei der Emigration, während sie ihre eigene Emigration stets hinauszögerte, was ihr dann schließlich zum Verhängnis wurde. Im Jahr 1949 wurde sie verhaftet, ihrem Mann gelang jedoch die Flucht.
Im Gefängnis wurde sie physisch und psychisch brutal gefoltert, um ihre Kooperation in dem gigantischen inszenierten Prozess zu erzwingen. Ihr wurde ein Geständnis diktiert, an das sie sich halten sollte. Horáková wurde zur Zentralgestalt der Gruppe der "Verräter" bestimmt. Der Prozess dauerte acht Tage. Das vorgeschriebene Drehbuch war beherrscht von der dämonischen Erscheinung des Staatsanwalts Josef Urválek. Dazu kam die "Stimme des Volkes" mit der Forderung der Höchststrafe für die Angeklagten. Milada Horáková jedoch bewies erstaunlichen Mut, stellenweise war sie sogar in der Lage, ihre Ideale, sich selbst und ihre Mitgefangenen zu verteidigen und trat dabei so kultiviert auf, dass der Kontrast zum ungehobelten Auftreten des Staatsanwalts Urválek größer nicht sein konnte. Ihr tapferer Widerstand vereitelte auch den ursprünglichen Plan, aus den Aufnahmen des Prozesses einen Propagandafilm zu schneiden.
Milada Horáková wurde am 8. Juni zusammen mit vier weiteren Angeklagten zum Tod durch den Strang verurteilt, obgleich sich ihre sechzehnjährige Tochter und zahlreiche international bedeutende Persönlichkeiten (u.a. Churchill, Einstein und Eleanor Roosevelt) für eine Begnadigung eingesetzt hatten. Sie selbst lehnte ein Gnadengesuch ab, und Präsident Klement Gottwald bestätigte das Todesurteil.
Das Urteil wurde um halb sechs morgens in äußerst brutaler Weise durch lang andauerndes Erwürgen vollstreckt, nachdem sie zuvor noch von ihren Aufsehern verhöhnt worden war.
Ihre letzten Worte waren: "Ich falle, falle, diesen Kampf habe ich verloren, ich gehe in Ehren. Ich liebe dieses Land, ich liebe dieses Volk, baut seinen Wohlstand auf. Ich gehe ohne Hass gegen euch. Ich wünsche es euch, ich wünsche es euch...".