Der Königsmord von Olmütz
4. August 1306. Ein glühend heißer Sommer. Die Armee ruht verschlafen in ihrem Lager vor dem Feldzug nach Polen, wo es den erfolgreich expandierenden Vladislav Lokýtek in seine Schranken zu weisen gilt. Geld wird eingetrieben, und fast der gesamte Adel ist versammelt. Und unter dem Schutz der gewiss zahlreichen Wachtposten ruht der junge König im Gebäude des Olmützer Dekanats. In diese Atmosphäre der verschlafenen Ruhe und der gleichzeitigen Erwartung schlägt eine einzige Nachricht wie ein Blitz ein: Der König wurde auf seinem Ruhelager ermordet!
Die Chronik von Zbraslav beschreibt: "Wir wundern uns alle, dass man bis heute nicht sicher weiß, wer der Täter dieser abgrundtiefen Schändlichkeit war. Es wurde jedoch ein gewisser Ritter gesehen, genannt Konrad von Botenstein aus dem Geschlecht Durynk, wie er, ein blutiges Messer in der Hand, aus dem Palast rannte und von den draußen Stehenden gefasst und als Königsmörder getötet wurde, ehe er auch nur ein Wort sprechen konnte. Ob nun er oder ein anderer schuldig war, das weiß Gott; das aber weiß ich und auch die ganze Welt, dass der Untergang
des jungen Königs unsägliches Leid verursachte."
Bis heute ist unklar, wer hinter dem Tod des Königs stand. Es gab viele, die von seinem Tod hätten profitieren können. Der bereits erwähnte Widerständler Vladislav Lokýtek. Oder der römische König Albrecht von Habsburg, ein harter skrupelloser Mann, der es auf das böhmische Silber abgesehen hatte und auch mit dem Vater des Königs, Wenzel II., mehrfach in Streit gewesen war. Nicht zuletzt kommt auch der böhmische Adel in Frage, dem die Bestrebungen des jungen Königs zur Beschränkung der Macht des Adels, die sich dieser seit der Zeit Ottokars II. Přemysl mühsam erworben hatte, sicher zuwider waren. Die Wahrheit werden wir wohl nie erfahren, da die Landestafeln, die Aufschluss geben könnten über die Änderungen der Eigentumsverhältnisse in Böhmen in den Jahren 1306 - 1311 (Krönung des Johann von Luxemburg und Ende des Machtkampfes zwischen den böhmischen Thronanwärtern), im 16. Jahrhundert bei einem Brand der Prager Burg vernichtet wurden.
Die Frage nach dem Täter bleibt also offen, solange nicht neue Tatsachen zu Tage treten.