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20. století

Das Protektorat Böhmen und Mähren

Verlust der Unabhängigkeit der Tschechoslowakei
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Das Protektorat entstand auf Anweisung der deutschen Nationalsozialisten auf einem Teil des ehemaligen Landesgebietes der Tschechoslowakei, d.h. auf dem Gebiet Mährens, Böhmens und Schlesiens.
Im Laufe der 30. Jahre kam es im Zuge der Machtergreifung Hitlers und des erstarkenden Nationalsozialismus zu einer zunehmenden Radikalisierung der deutschen Minderheit in der Tschechoslowakei, insbesondere im Sudetenland. In dieser Entwicklung gab es zwei Höhepunkte: Am 10. Oktober 1938 musste die Tschechoslowakei unter dem Diktat des Münchener Abkommens das Sudetenland an Deutschland abgeben, und am 15. März 1939 erfolgte die Besetzung der eigentlichen Tschechoslowakei durch die Nazis. Die faschistische Slowakei hatte schon zuvor die Trennung von der Tschechoslowakei deklariert und den Staat damit endgültig destabilisiert. Auf dem Gebiet Böhmens und Mährens wurde ein deutsches Protektorat eingerichtet, das direkt dem Reichsprotektor Konstantin von Neurath unterstand. Die Deutschen kontrollierten die staatlichen Behörden, die Gestapo übernahm den Polizeiapparat, und Präsident Emil Hácha blieb mit seinem Kabinett als Marionettenregierung im Amt. Außer Háchas "Nationaler Interessengemeinschaft" (Národní souručenství) wurden jedoch alle politischen Parteien aufgelöst; ebenfalls wurden Juden aus allen öffentlichen Ämtern verbannt.
Präsident Hácha bemühte sich zusammen mit dem Regierungsvorsitzenden Eliáš, die Auswirkungen der deutschen Hoheit auf die Bevölkerung zu mildern. In den ersten Monaten verhielten sich die deutschen Machthaber denn tatsächlich auch eher gemäßigt, und die Gestapo ging lediglich gegen die tschechische Intelligenz vor. Die tschechische Bevölkerung trug jedoch schwer an der Besatzung, und anlässlich des Jahrestages der tschechoslowakischen Unabhängigkeit kam es zu Studentenprotesten, die nach dem Tod Jan Opletals am 15.11.1939 noch an Intensität zunahmen. Die Nazibehörden reagierten schnell - die Anführer der Proteste wurden hingerichtet und sämtliche Hochschulen

wurden geschlossen. Diese Ereignisse markierten eine wesentlich härtere Gangart der deutschen Verwaltung.
Mit Fortschreiten des Krieges wurden immer mehr Einwohner in die deutsche Kriegsmaschinerie mit hereingezogen; jegliche für den Krieg nicht relevante Industrieproduktion wurde auf dem Gebiet des Protektorats verboten. Im Herbst 1941 löste Reinhard Heydrich inoffiziell Neurath in der Funktion des Reichsprotektors ab und verfolgte sogleich eine kompromisslose Reichspolitik. Er war es, der den Plan zur sog. Endlösung der Judenfrage, aber auch der tschechischen Frage definierte (der auch eine Abschiebung und Liquidation der slawischen nicht zum Reich loyalen Bevölkerungsgruppen vorsah) und diesen Plan mit bis dahin ungekannter Härte durchzusetzen begann, einschließlich Verfolgung des tschechischen Widerstandes. Eines seiner Opfer war auch Premierminister Eliáš, der schließlich hingerichtet wurde; Präsident Hácha verlor daraufhin den Großteil seiner anfangs vorhandenen Energie. In der Jahresmitte 1942 wurde Heydrich im Rahmen der Operation Anthropoid von Attentätern ermordet. Der Tod dieses Kronprinzen der Nazis führte zu brutalen Unterdrückungsmaßnahmen, denen ungefähr 15.000 Menschen zum Opfer fielen, einschließlich der Ausrottung der Dörfer Lidice und Ležáky.
Im weiteren Kriegsverlauf wurden etwa 350.000 Menschen zur Zwangsarbeit ins Reich deportiert, und bis zum Jahr 1944 war praktisch die gesamte jüdische Bevölkerung ausgerottet (118.000 Juden vor dem Krieg, von denen nur etwa 10.000 überlebten). Auch die auf dem Gebiet der Tschechoslowakei lebenden rumänischen Zigeuner wurden in Konzentrationslagern vollständig ausgerottet.
Im Jahre 1945 schließlich brach das Reichsprotektorat unter dem Druck der Alliierten und nach dem Prager Aufstand vom Mai 1945 zusammen und endete offiziell mit der deutschen Kapitulation vom 9. Mai. Die Zeit des Protektorats gilt heute als Zeit der brutalen Unterdrückung, aber auch als Prüfung der Charakterfestigkeit des Volkes.

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