Von den alten Wachleuten auf der Festung Vyšehrad wird erzählt, dass einst in den Nächten ein unruhiger Geist umherging und die Soldaten auf ihren Wachtposten manchmal auch erwürgte. Es handelte sich angeblich um einen französischen Major aus den Zeiten der Kriege gegen die Österreicher unter der Herrschaft der seligen Maria Theresia. Der Legende nach war es der erste Gefallene der Festung Vyšehrad, die von den Franzosen des Nachts im Sturm genommen wurde. Als die Franzosen im Verlauf des Krieges vertrieben wurden und die heimischen Soldaten auf die Wehrgänge zurückkehrten, begann der Geist sein zerstörerisches Werk. Er erschien den Soldaten, schreckte und würgte sie oder brach ihnen das Genick wie eine trockene Rute. Sein Ruf verbreitete
sich und ging ihm voraus und viele Soldaten versuchten, ihm aufzulauern und ihn zu überwältigen. Aber alles war vergeblich, Gewehrkugeln gingen durch ihn hindurch wie durch einen Nebel und nur einmal konnte man einen französischen Dreispitz unweit der Leiche eines unglücklichen Wachsoldaten finden.
Später jedoch schwächte er sein Wüten ab und jagte den Soldaten nur noch Angst ein, obgleich der wahre Grund verborgen blieb. Es heißt, dass er nur dann Frieden finden wird, wenn von der runden Kuppel, die die Franzosen während der Okkupation auf dem Vyšehrad erbauten, kein Stein mehr auf dem anderen bleibt. So verschwindet die letzte Erinnerung an die Anwesenheit der Franzosen und so verlässt auch der unruhige Geist die Wehrgänge.